UN 9/2016
Im Namen von Freiheit und Demokratie
Bigotterie definiert der Duden mit: »kleinliche, engherzige Frömmigkeit, übertriebener Glaubenseifer; Scheinheiligkeit«.
Alle diese Attribute passen trefflich auf der Verhalten der US-amerikanischen Politik seit über 150 Jahren.
Gestern
Von Woodrow Wilson im Ersten Weltkrieg bis Franklin D. Roosevelt im Zweiten Weltkrieg haben speziell wir Deutschen die »Segnungen« der »westlichen Wertegemeinschaft« am eigenen Leib erlitten.
Als vom 13. bis 15. Februar 1945 anglo-amerikanische Bomberverbände verheerende Luftangriffe gegen Dresden flogen, galt es, das »Böse« zu besiegen.
Der Tod von Kindern, Frauen und Kriegsversehrten wurde von den demokratischen Politikern damit begründet, daß danach eine bessere Welt entstünde. Eine demokratische Welt, in der die Menschenrechte überall ihre Gültigkeit hätten und Glück und Frieden Einzug hielten. Die Ergebnisse sind bekannt!
Heute
Als dann nach Ende des »Kalten Krieges« die »Reiche des Bösen« immer weniger wurden, schaute man sich erfolgreich nach neuen Tätigkeitsfeldern um. Da kam Saddam Hussein mit seinem Kuwait-Krieg gerade recht.
Nachdem der sogenannte Erste Irakkrieg (1991) nicht zur Zerschlagung des Irak führte, vollende Georg W. Bush 2003, an seiner Seite wieder einmal britische Truppen, das Werk seines Vaters.
Danach hoffte man, das Böse auf dieser Welt sei endlich ausgerottet – aber weit gefehlt!
Außer dem Irak stabilisierten sich die anderen arabischen Staaten sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Und, welcher Zufall, wieder erkannte »der Westen«, vorne an die USA, dass in vielen dieser Länder autokratische Strukturen herrschten. Wie aus dem Nichts »entstanden« Protestbewegungen, gut organisiert und anscheinend auch mit genügend finanziellen Mitteln ausgestattet. Wie ein Flächenbrand breiteten sich die Proteste, Rebellionen und Aufstände über den Nahen Osten und Nordafrika aus.
Der Name für diese Blutbäder: »Arabischer Frühling«. Klingt grün und frisch und so sympathisch. Weltweit fanden sich auch gleich genügend Gefühlsschwärmer, die Beifall klatschten.
Zu dieser Zeit war Syrien noch ein stabiles Land und wirtschaftlich auf einem guten Weg. Dies sollte sich 2011 ändern. Seit dieser Zeit tobt ein erbarmungsloser Bürgerkrieg in Syrien.
Und wieder waren es in den Augen des Westens ehrenwerte und gute Rebellen und Freiheitskämpfer, die gegen das »Regime des Bösen« von Baschar al-Assad aufbegehrten. Selbstredend mussten diese finanziell und militärisch unterstützt werden.
Nun tobt dieser Bürgerkrieg seit fünf Jahren, mit hunderttausenden Toten und Millionen Flüchtlingen, die für »westliche Werte« sterben oder ein elendiges Dasein fristen.
Stellvertretend für das unsägliche Leid der Zivilbevölkerung steht die Stadt Aleppo. Nach fast vier Jahren blutiger Kämpfe um diese Stadt ringen wieder einmal staatsfremde Mächte um die Vorherrschaft in dieser Region.
Und morgen?
Was ist, wenn bei uns Teile der Bevölkerung einen »Deutschen Frühling« einläuten?
Wenn Horden junger Männer mit grünen Fahnen brandschatzend durch unsere Straßen ziehen, wenn die Staatsmacht kapituliert und die angestammte Bevölkerung sich auf ihr Widerstandsrecht besinnt?
Wenn Deutsche nicht zuschauen wollen, wie ihr Land zugrunde geht?
Auf welcher Seite stehen dann die »Menschenrechtler«? Handelt es sich dann auch wieder um gute Rebellen und Freiheitskämpfer? Was passt den Mächtigen in Washington, London oder Moskau gerade politisch und wirtschaftlich in ihr Kalkül?
Werden dann auch unsere Städte bombardiert, um je nach Interessenslage ausländischer Staaten ein neues System zu installieren?
Den Strippenziehern ist morgen Köln, Hamburg oder München so egal wie gestern Dresden oder heute Aleppo.