UN 3/2019
Sprachfürsorge in Absurdistan
Unsere Regierenden kümmern und sorgen sich um das Wohlergehen und um die Rechte aller, nur nicht um uns »kleine Leute«.
Darüber muss man fast täglich den Kopf schütteln, wenn man die Meldungen und Berichte der Medien verfolgt. Hier ein Beispiel:
»Kriminelle jammern über Haftbedingungen«
In der JVA Leinestraße in Leipzig sitzen 472 Männer, fast jeder zweite hat Migrationshintergrund. 48 von ihnen haben nun einen neunseitigen Beschwerdebrief an das Justizministerium geschickt: Die Häftlinge beschweren sich über fehlende Dolmetscher, über Willkür, Dreck und schlechte ärztliche Betreuung.
Höhepunkt der Klagen: Geschirr, das von Gefangenen aus den Zellenfenstern geworfen wurde, soll später eingesammelt und wiederverwendet worden sein. Das sei »unhygienisch und unmenschlich«.
In Sachen Dolmetscher hat das Justizministerium fügsam Abhilfe versprochen. Da es nur zwei Arabisch-Dolmetscher in der JVA gäbe, aber keinen für Osteuropäer, soll jetzt ein Video-Dolmetscherdienst finanziert werden.
Nordrhein-Westfalen ist da schon weiter: In NRW sitzen aktuell 5.683 Ausländer aus mehr als 110 Staaten in Haft, 36,7 Prozent aller Gefangenen. Das Video-Dolmetschen wurde schon in einem »Pilot-Projekt« erprobt und soll jetzt landesweit finanziert werden.
Wir wüssten eine preiswertere Lösung: Mit den Herkunftsstaaten Abkommen schließen, sie in die dortigen Gefängnisse zu überführen und dafür einen Kostenbeitrag zu leisten. Das käme uns nicht nur billiger, sondern auch den Häftlingen zugute. Diese müssten dann nicht mehr die »unmenschlichen« Bedingungen in deutschen Gefängnissen ertragen.