UN 11/2022
Ein »Blackout« ist nicht unmöglich!
Der Begriff »Blackout« steht für einen flächendeckenden und längerfristigen Stromausfall von mehreren Stunden oder sogar Tagen. Der Dominoeffekt würde immer weitere Steine zum Umfallen bringen: Mobilfunknetze, Gasnetze, Verkehrsnetze, Wasserversorgung oder der elektronische Zahlungsverkehr kämen zum Erliegen.
Im Münsterland erinnert man sich nur ungern an den Stromausfall kurz vor Weihnachten 2005. Aufgrund umgeknickter Strommasten infolge extremen Schneefalls blieb man bis zu sechs Tage ohne Strom und ohne Heizung.
Ein regional begrenzter »Blackout« nach einer Unwetterkatastrophe, der erst nach mehreren Tagen behoben werden konnte.
Was wäre aber, wenn ein solcher »Blackout« nicht durch ein regionales Unwetter, sondern durch eine Überlastung oder einen Eingriff in das Stromnetz passieren würde? Ein Kraftwerk nach dem anderen würde ausfallen, der Stromausfall wäre nicht mehr nur regional begrenzt, sondern beträfe große Teile Deutschlands und Europas.
Wer entscheidet dann, wo und wem zuerst geholfen wird?
Experten schätzen die Gefahr eines flächendeckenden Stromausfalles zwar als gering, jedoch auch nicht als unmöglich ein.
Im November 2010 veröffentlichte das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) einen Bericht über die »Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen Ausfalls der Stromversorgung«.
Die Verfasser kamen zu folgendem Schluss:
»Die Folgenanalysen haben gezeigt, dass bereits nach wenigen Tagen im betroffenen Gebiet die flächendeckende und bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit (lebens-)notwendigen Gütern und Dienstleistungen nicht mehr sicherzustellen ist. Die öffentliche Sicherheit ist gefährdet, der grundgesetzlich verankerten Schutzpflicht für Leib und Leben seiner Bürger kann der Staat nicht mehr gerecht werden. Damit verlöre er auch eine seiner wichtigsten Ressourcen – das Vertrauen seiner Bürger.
Die Wahrscheinlichkeit eines langandauernden und das Gebiet mehrerer Bundesländer betreffenden Stromausfalls mag gering sein. Träte dieser Fall aber ein, kämen die dadurch ausgelösten Folgen einer nationalen Katastrophe gleich. Diese wäre selbst durch eine Mobilisierung aller internen und externen Kräfte und Ressourcen nicht "beherrschbar", allenfalls zu mildern.
In historischer Perspektive mag zutreffen, dass sich das deutsche Hilfeleistungssystem auf Katastrophen gut vorbereitet hat, und es "nichts" gab, was "nicht bewältigt wurde". Ob dies auch für die "Verbundkatastrophe" eines Stromausfalls zutreffen wird, muss bezweifelt werden.«