UN 11/2022
Das Windkraft-Märchen
Langsam scheinen auch die deutschen »Industriekapitäne« aufzuwachen, um zu erkennen, welchen Energie-Märchen sie bisher schweigend – und damit zustimmend – aufgesessen waren.
Noch vor zwei Jahren versuchten sich ein Siemens-Chef Kaeser oder ein VW-Boss Diess darin zu übertreffen, wer grüner und vor allem wer der Liebling der »Fridays for Future« sei.
Beide Vorstandsvorsitzenden sind zwar Geschichte, haben aber durch ihre Liebesdienerei den Boden für die irre Energiepolitik, unter der wir alle leiden, mit bereitet.
Jetzt, wo es wirklich ans Eingemachte geht und der Industriestandort Deutschland auf dem Spiel steht, melden sich vermehrt Führungskräfte zu Wort, um im letzten Moment vor der Geschichte als Warner dazustehen.
Der neue Präsident des Chemieverbands VCI, Markus Steilemann, warnt den Wirtschaftsminister Habeck vor dem Kollaps des Industriestandortes Deutschland. Es drohe gigantischer Strommangel, da der geplante Ausbau der Windkraft nicht zu stemmen sei.
Die deutsche Windindustrie sieht naturgemäß überhaupt keine Probleme: Um die Energiewende bis 2030 zu erreichen, müssten jeden Tag lediglich sechs Windräder irgendwo in Deutschland errichtet werden. Auch die 550 Tonnen Stahl pro Windrad seien kein Problem, da genügend Stahl im Inland zur Verfügung stünde.
Wohlweislich wird verschwiegen, dass sich auch tausend Windräder nicht drehen, wenn nicht genügend Wind weht. Auch die Tatsache, dass im Norden der Wind, sofern er weht, kräftiger ausfällt als im Süden, wird nicht thematisiert.
Deutlicher wird da schon der Chef des Bundesverbandes Baustoffe - Steine und Erden (bbs), Matthias Frederichs. Er verlangt von Habeck, alle verfügbaren Kapazitäten zur Stromherstellung ans Netz zu nehmen, auch AKWs. »Ansonsten drohen Pleiten und Abwanderung.«
Frederichs nannte die aktuelle Energie-Versorgungslage Deutschlands »dramatisch«:
Wenn die deutsche Industrie spätestens ab 2045 ihre Produkte ohne Schadstoffe (CO2) produzieren will, benötigen allein die Chemiefirmen zehnmal mehr Strom als heute: 500 Terawattstunden [500.000.000.000 kWh] aus Sonne, Wind etc. Das entspricht dem heutigen Stromverbrauch ganz Deutschlands.
Wann kapiert auch der letzte Michel endlich, dass Strom keine Primärenergie ist und erst aufwendig »hergestellt« werden muss?
Deutschland ist auf dem Weg vom Industrieland zum Industriemuseum, wenn wir den Wende-Wahn nicht stoppen!