UN 3/2017
Milliardenschäden durch Spionage
Wie WELT.de berichtete, soll Industriespionage anderer Staaten deutschen Unternehmen jährlich Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe verursachen. Dabei beruft man sich auf eine Studie des Beratungsunternehmens Corporate Trust. Das auf Netzwerksicherheit spezialisierte Unternehmen hat die NSA-Dokumente ausgewertet, die durch Edward Snowden der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurden.
Die deutsche Wirtschaft ist demnach offen wie ein Scheunentor, wenn es um Spionage geht. Und da bekanntermaßen der BND stets zu den diensteifrigsten Partnern der NSA gehörte und auf Anfrage bereitwillig Daten aus ganz Europa abschöpfte und weiterreichte, hat der eigene Nachrichtendienst mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst dazu seinen Beitrag geleistet.
In der Studie, die den Unabhängigen Nachrichten vorliegt, heißt es:
»Die NSA ist in Deutschland sehr präsent und unterhält etliche Standorte, unter anderem in Augsburg, Bad Aibling, Baumholder, Berlin, Bremerhaven, Herzogenaurauch, Frankfurt, Stuttgart und Rothwesten bei Kassel.
Bereits seit 1962 gibt es eine intensive Zusammenarbeit zwischen BND und NSA, die sich mittlerweile auf alle Ebenen erstreckt. Es werden Analysen und Technologien ausgetauscht sowie beim Betrieb von Systemen und bei Einzelaktionen zusammengearbeitet.
Laut einem NSA-internen Memo von 2013 steht dabei der deutsche Datenschutz der Zusammenarbeit immer wieder im Weg, es wird aber dem BND auch bescheinigt, dass er hart daran arbeitet, dennoch Wege zur Zusammenarbeit zu finden.«
Spionage selbst ist ja nicht das »Übel an sich«. Spionage gibt es seit Ewigkeiten und selbst Journalismus ist in einem gewissen Grad Spionage. Das »Übel an sich« liegt in der Gleichgültigkeit bundesdeutscher Politik.
»Ausspähen unter Freunden geht gar nicht.« Über diesen Satz von Kanzlerin Merkel wurde schon viel gelacht. Was hat sich seitdem geändert?
Nichts! Die Politiker hierzulande quälen sich von Ausschuss zu Ausschuss und von Anhörung zu Anhörung, nur um zu erfahren, dass Niemand von nichts gewusst haben will.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz, das in den letzten Jahren verstärkt mit dem NSA zusammenarbeitet, widmet daher in seinem aktuellen »Verfassungsschutzbericht 2015« der Wirtschaftsspionage durch die NSA ganze sieben Zeilen, dem syrischen Geheimdienst dagegen doppelt so viele.
Den von Wirtschaftsspionage betroffenen Unternehmen kann es also keine Hilfe sein, sich an eine bundesdeutsche Institution zu wenden. Es hilft nur, viel Geld in die eigene Sicherheit zu investieren und nicht auf falsche Partner zu setzen.