UN 9/2017
Siegt Gier über Anstand?
Beispiel: Wulff
Ex-Bundespräsident Christian Wulff (58), christlich-demokratisch geprägt, war auch schon in der Vergangenheit sehr auf seine persönlichen Vorteile bedacht. Seit Ende April ist er Prokurist einer türkischen Modekette.
Wahrscheinlich reicht ihm sein »Ehrensold« als Ex-Bundespräsident nicht aus. Auch wenn er Einkünfte aus anderen Tätigkeiten bezieht, wird dieser Betrag nicht gekürzt. Momentan verdient Wulff als Anwalt schon hinzu, aber das ist ihm wohl nicht genug. Also heuerte er bei der türkischen Modefirma Yargici an, um die Expansion in Deutschland voranzutreiben (und nicht als Modell, wie einige Gerüchte besagen).
Ein aktueller Handelsregisterauszug (Stand: 21.4.2017) gibt ihn als Prokuristen aus, die Anschrift der Yargici Deutschland GmbH war bis April identisch mit Wulffs Hamburger Rechtsanwaltskanzlei in bester Innenstadtlage.
Nachdem ihm während seiner Amtszeit schon klar war, dass »der Islam zu Deutschland gehört«, sorgt er wohl nun dafür, dass die türkischen Frauen in Deutschland in moderner Landestracht durch unsere Einkaufsstraßen flanieren können.
Aber wieso sollte sich der Charakter dieses Herren auch ändern?
Beispiel: Gauck
Viele Politiker, darunter auch der jetzige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, hatten gleich nach Wulffs Rücktritt gefordert, die Regeln für den »Ehrensold« zu überarbeiten. Das Ergebnis sieht jedoch anders aus, als es sich viele Bürger wohl vorgestellt hatten. Das zeigt sich nun an dem Mann, der nach Wulffs Rücktritt »Anstand und Würde« in das Präsidentenamt zurückbringen sollte.
Seit 2012 wurden die Bezüge des amtierenden Bundespräsidenten und damit auch die seiner Vorgänger von 199.000 auf rund 250.000 Euro aufgestockt.
Weiterhin stehen einem ehemaligen Bundespräsidenten Büroräume, eine Büroleitung und weiteres Personal, dazu ein Dienstwagen mit Fahrer zur Verfügung.
Joachim Gauck hat davon inzwischen rege Gebrauch gemacht. Mitte August bezog er sein »Ruhestandsbüro«, bestehend aus neun Büros mit insgesamt knapp 200 qm.
Allein für seine zwei Büroleiter, eine Referentin, seine persönliche Sekretärin und seinen persönlichen Fahrer ergeben sich laut Der Spiegel (Ausgabe 34/2017) Personalkosten von 385.000 Euro.
Dass es auch anders geht, bewies Altbundespräsident Horst Köhler, der sich aktuell für Afrika einsetzt. Wie SPON am 4.3.2012 berichtete, nimmt Köhler seinen »Ehrensold« nicht in Anspruch.