UN 9/2020
Die BRD ein Vasallenstaat?
Zugegeben, Sassnitz gehört sicher nicht zu den Metropolen dieser Welt – und doch könnte die Hafenstadt auf der Insel Rügen Geschichte schreiben: Sie ist von drei amerikanischen Senatoren
auf die Weltbühne gezerrt worden.Es geht um »Nord Stream 2«, eine Erdgasleitung quer durch die Ostsee
.Bereits Ende 2019 beschlossen das US-Repräsentantenhaus und der -Senat Sanktionen gegen Firmen, die am Bau beteiligt waren. Ihnen wurde angedroht, sie aus dem Finanzsystem auszuschließen, sie mit Einreiseverboten und Auftragsboykott zu belegen und ihre Konten zu pfänden.
Diese Drohungen zeigten Wirkung. Die schweizerische Firma Allseas zog ihre Spezialschiffe, die bis dahin die Rohre verlegt hatten, zurück.
Russland, das wie auch die BRD ein hohes Interesse an der Fertigstellung der Leitung hat, schickte daraufhin die russischen Rohrverlege-Schiffe »Akademik Cherskiy« und »Fortuna«, um die verbleibenden rund 150 km fertigzustellen.
Im Fährhafen Sassnitz liegen nun die beiden Schiffe, außerdem ein Wohnschiff für 140 Arbeiter. Hier lagern auch die mit Beton ummantelten Rohre, die für die Fertigstellung der Leitung benötigt werden.
Um nicht direkt in Konfrontation mit den Russen zu gehen, suchten sich die Senatoren, gestützt von Trump und seiner Regierung, das »schwächste« Glied in der Kette aus, und das ist der Hafenbetreiber.
Sollte es der Hafenbetreiber, die Fährhafen Sassnitz GmbH, weiterhin erlauben, dass Schiffe für das »Nord-Stream-2«-Projekt von ihm ausgerüstet und zum Weiterarbeiten befähigt würden, habe er Sanktionen mit »fatalen Folgen« zu befürchten. Der Hafen, seine Mitarbeiter sowie sämtliche Anteilseigner würden wirtschaftlich von den USA abgeschnitten.
Dies ist dramatischer als es klingen mag – denn hier geht es nicht nur um eine einzelne GmbH oder eine nicht genehmigte Urlaubsreise in die USA, hier geht es um das wirtschaftliche Überleben einer ganzen Region!
Dies ist den US-amerikanischen Politikern sehr wohl bewusst, frei nach dem Mao-Motto »Bestrafe einen, erziehe hundert«.
Über die Unverschämtheit dieser Drohungen entrüsten sich sogar die ansonsten eher erschreckend unkritischen Politiker und Medienvertreter, die sonst auf der Schleimspur der »engsten Verbündeten« kriechen. Ist ihnen nicht bewusst, dass es Vasallen* nicht gestattet ist, dem Lehnsherren den Gehorsam zu verweigern?"> ">
* »Vasall, im Mittelalter der Freie, der sich in den Schutz eines mächtigen Herrn begab, von diesem seinen Unterhalt bezog und sich dafür zu Gehorsam und Dienst, später zu Rat und Hilfe verpflichtete.«
Meyers Großes Taschenlexikon