UN 11/2023
Heuchler, Warner und Propheten
Es ist aber notwendig geworden, dass wir sehr sorgsam überlegen, wo die Aufnahmefähigkeit unserer Gesellschaft erschöpft ist und wo soziale Vernunft und Verantwortung Halt gebieten.
Bundeskanzler Willy Brandt (SPD), Regierungserklärung vom 18.1.1973
Es war ein Fehler so viele Ausländer ins Land zu holen. Aber jetzt müssen wir aufpassen, dass wir nicht die Ausländer diesen Fehler entgelten lassen.
Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), Der Spiegel, Nr. 50/1981
Ich habe mich entschlossen, heute selbst vor der Bundespressekonferenz zu sprechen, weil der Zustrom der Wirtschaftsasylanten Ausmaße angenommen hat; die zu einer ganz erheblichen Belastung für die Bundesrepublik Deutschland geworden sind und zu einer erheblichen Beunruhigung in der Bevölkerung geführt haben. Die Zahl der Asylanten steigt von Monat zu Monat [...] Ich bin nicht gewillt, diese Entwicklung tatenlos hinzunehmen [...] Die Sorgen der Bevölkerung müssen ernstgenommen werden, denn die Bundesrepublik Deutschland ist kein Einwanderungsland und darf es auch nicht werden.
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vor der Bundespressekonferenz am 27.8.1986
Wenn die Zahl der Ausländer, die als Minderheit in einer Nation leben, eine bestimmte Grenze überschreitet, gibt es überall in der Welt Strömungen des Fremdheitsgefühls und der Ablehnung, die sich dann bis zur Feindseligkeit steigern. [...] Allzu viel Humanität ermordet die Humanität.
Heinz Kühn (SPD), Ausländerbeauftragter der Bundesregierung, NOZ, 13.9.1980
Wir sind kein Einwanderungsland. Wir können es nach unserer Größe und wir können es wegen unserer dichten Besiedlung nicht sein. Deshalb geht es darum, ohne Eingriffe in die Rechte des Einzelnen und der Familie, ohne Verletzung der Grundsätze der Toleranz zu einer Verminderung der Ausländerzahlen zu kommen.
Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) am 5.10.1984 vor dem Deutschen Bundestag
Die Vorstellung, dass eine moderne Gesellschaft in der Lage sein müsste, sich als multikulturelle Gesellschaft zu etablieren, mit möglichst vielen kulturellen Gruppen, halte ich für abwegig. Man kann aus Deutschland mit immerhin einer tausendjährigen Geschichte seit Otto I. nicht nachträglich einen Schmelztiegel machen.
Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), Frankfurter Rundschau, 12.9.1992