UN 4/2023
Die neue Zeitenwende
Viele Leser erinnern sich vielleicht noch an die berühmte »Kaiser-Wilhelm-Straße« in Swakopmund. Als eines der letzten Zeugnisse der Kolonialzeit wurde diese Mitte der 90er Jahre in »Sam Nujoma Avenue« umbenannt. Auch andere Länder der sogenannten Dritten Welt entledigen sich ihres kolonialen Erbes.
Die vorgetischte Meinung erklärt uns ständig, die Kolonialzeit wäre vorbei. Augenscheinlich mag das stimmen, heißen »Kolonialwarenläden« heute nun mal »Dritte-Welt-Laden«. Schaut man aber genauer hin, hat sich nicht viel geändert. Es gibt zwar keine Sklavenschiffe mehr, die Arbeitskräfte nach Nordamerika oder Europa schippern, aber immer mehr Fachkräfte werden aus fernen Ländern abgezogen, um als billige Arbeitskräfte der Wirtschaft in den Industrienationen zu dienen. Diese fehlen natürlich in ihrer Heimat.
Aber Kolonialismus funktioniert auch andersherum.
Die, die »neu hinzugekommen« sind, zeigen denen, »die schon länger hier leben« (O-Ton Merkel), wer inzwischen in Teilen dieses Landes das Sagen hat: Mannheim beispielsweise vermarktet sein Stadtzentrum offiziell als »Little Istanbul«.
Auch von Deutschlands Straßenschildern werden mehr oder weniger verdiente Personen der Geschichte getilgt. Aber nicht nur das, inzwischen werden erste Straßen auch auf Arabisch ausgeschildert, wie unlängst in Düsseldorf
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