UN 5/2023
Totengedenken nicht mehr zeitgemäß
Von Oktober 1944 bis in den Februar 1945 tobten schwere Kämpfe südöstlich von Aachen zwischen Truppen der Deutschen Wehrmacht und US-amerikanischen Einheiten.
Als die »Schlacht im Hürtgenwald« gingen die für beide Seiten äußerst verlustreichen Gefechte in die Geschichte ein.
Für die US-Amerikaner war es eine neue Erfahrung, in dieser Art von Gelände kämpfen zu müssen. Ihnen fehlte jede Erfahrung im Gebirgs- und Kleinkrieg und dementsprechend waren ihre Verluste hoch.
Die US-amerikanischen Verluste betrugen mehr als 35.000 Mann, davon 12.000 Tote (das entspricht ein Viertel der Verluste im gesamten Vietnamkrieg). Und es war nach dem Urteil eines beteiligten Fallschirmjägergenerals »die verlustreichste und schlechtest geführte Schlacht, die unsere Armee geschlagen hat«.
Fünf Monate und drei Schlachten brauchte die US-Armee, um das Gebiet schließlich einzunehmen.
In der US-amerikanischen Erinnerungskultur spielt diese Schlacht eine wesentliche Rolle. Sie gilt nach der Schlacht um Aachen als erste größere Feldschlacht auf deutschem Boden, wurde als längste Schlacht der US-Armee allgemein bezeichnet und hinsichtlich der Totenzahlen mit der Schlacht von Gettysburg verglichen.
Auch der Blutzoll der Deutschen Wehrmacht war immens – sie verlor rund 28.000 Soldaten.
Nach dem Krieg entstanden die Kriegsgräberstätten Hürtgen und Vossenack. Im Herzen des Hürtgenwaldes nördlich des einst hart umkämpften Waldgebietes »Wilde Sau«, inmitten eines zerstörten, verminten und felsigen Geländes, liegt der Friedhof Hürtgen. Alleine hier bekamen 3.001 Kriegstote ihre letzte Ruhe, darunter 2.925 deutsche Soldaten, 35 Zivilopfer, 27 Russen, 13 Polen und ein Belgier. Die Amerikaner bestatteten ihre Toten in der Heimat oder im »befreundeten« Ausland.
In den Nachkriegsjahrzehnten kamen auch immer wieder US-Veteranen oder ihre Familienangehörigen nach Hürtgenwald, um ihrer dort gefallenen Kameraden zu gedenken.
Ganz anders bei uns »Nachkriegsdeutschen«! Dank der gelungenen Umerziehung und der perfekten Gehirnwäsche durch die Alliierten und ihrer deutschen Handlanger wird in dieser Republik der Toten der Weltkriege nicht oder nur widerwillig gedacht.
Aber sogar den wenigen Menschen, die sich vor dem Opfertod der deutschen Soldaten verneigen wollen, wird dies erschwert.
Wer die Kriegsgräberstätten Hürtgen oder Vossenack besuchen will und dabei Blumen, ein Gesteck oder eine Grabkerze zum Gedenken mitbringt, läuft Gefahr, des Friedhofs verwiesen zu werden. »Kränze, Blumen, Vasen oder andere Zeichen der Trauerbekundung« werden umgehend entfernt.
So steht es in der Friedhofsordnung des Kreises Düren vom 13.9.2022. Ausnahmen sollen nur gelten, wenn das Abstellen einer Blume am Grab des Bruders, Vaters oder Großvaters mindestens vier Wochen vorher (!) angemeldet wird.
Noch viel entlarvender und demütigender ist aber der Punkt, dass diese Ausnahmen nicht gelten, wenn die »Ansehung soldatischer Leistungen, als ehrenhaft oder sonst vorbildlich dargestellt wird«.
Unter Landrat Wolfgang Spelthahn (CDU) scheint das angemessene Gedenken an unsere Kriegstoten offenbar nicht mehr zeitgemäß zu sein.
So findet sich dann auch in der öffentlichen Niederschrift der Sitzung des Kreistags (bestehend aus Vertretern von CDU, SPD, Grüne, AfD, DLP, FDP und UWG) vom 13.9.2022 folgender Text: »Abstimmungsergebnis: Der Kreistag fasst einstimmig folgenden Beschluss: Der Kreistag beschließt die neue Friedhofsordnung (Anlage 1 zu Drs.Nr. 294/22) für die Kriegsgräberstätten Hürtgen und Vossenack«.