UN 8/2023
Hinter den Kulissen des ÖRR
Günther Jauch, einer der beliebtesten Deutschen der Fernsehgemeinde, der Schwarm vieler Schwiegermütter und für etliche Deutsche der ideale Bundespräsident, plauderte Ende April in einem Interview mit dem Sender Offener Kanal Bitburg aus dem Nähkästchen:
Als Moderator des ZDF-Jahresrückblicks ging ihm, nach eigener Aussage, schon in den 90er Jahren die Zusammensetzung des Publikums in der Rheingoldhalle in Mainz kräftig gegen den Strich:
»Die ersten zehn Reihen waren immer voll mit Rundfunkräten, deren Gattinnen, irgendwelchen Leuten, die Karten bekommen haben, gelangweilte Redakteure, Hierarchien etc. – es war gruselig.«
Kann man diese Einschätzung noch als persönliche Befindlichkeit abtun, so wird Jauch im Folgenden konkreter.
Der damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck fühlte sich in der Sendung zurückgesetzt, da sein Kontrahent, der CDU-Oppositionsführer Johannes Gerster, angeblich häufiger im Bild zu sehen war. Darauf intervenierte Beck (Zitat Jauch):
Tatsächlich fand ein Deal statt danach zwischen dem Intendanten des ZDF und Kurt Beck, dass er sich drei Themen für die „Heute-Sendung“ aussuchen durfte, um da wieder entsprechend einen Ausgleich zu bekommen.
Auch persönlich bekam Jauch den politischen Klüngel zu spüren: »Ich habe ein ganz frühes Angebot mal bekommen, dass ich zweiter Mann im "Heute Journal" werden sollte [...] Das wäre für mich das Größte gewesen.«
Aber: »Auf diesen Posten hatte angeblich die CSU die Kralle drauf. [...] Dann hat aber die CSU die Hände über den Kopf zusammengeschlagen, weil sie mich ja kannten vom Bayerischen Rundfunk und ich war alles andere als CSU, ich war völlig unabhängig.«
Das scheint noch heute kräftig an Jauch zu nagen: »Sie haben mich tatsächlich aus diesen Partei-Proporz-Gründen nicht genommen.«
Und so begab es sich, dass sich Jauch samstags abends bei RTL (gemeinsam mit Thomas Gottschalk und Barbara Schöneberger) als Fernsehclown zum Affen macht – allerdings gut bezahlt.
Übrigens: Auf Wunsch von Herrn Jauch wurde das Video auf dem Youtube-Kanal des Senders gelöscht – es war wohl doch zu entlarvend.