UN 9/2023
Polnische »Unschuld«
Fast ein wenig neidisch könnte man als braver, umerzogener BRDler auf das nationale Selbstbewusstsein der Polen und ihrer jeweiligen Regierungen schauen.
Zwischen 1920 und 1939 wurden aus diesem Selbstbewusstsein allerdings politische und militärische Phantasien – bis hin zur Eroberung Berlins.
Sie haben sich vor dem Zweiten Weltkrieg vor den anglo-amerikanischen Wagen spannen lassen und dafür einen hohen Blutzoll gezahlt, wurden aber für ihre Dienste nach dem Krieg mit deutschem Land entschädigt.
Damit auch historisch alles seine Richtigkeit hat, wurde 1972 die »Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission der Historiker und Geographen« ins Leben gerufen und hatte zum Ziel, »einseitige nationale Sichtweisen auf die Geschichte zu überwinden«.
Es steht zu befürchten, dass in der Anfangszeit ein reger Gedankenaustausch stattgefunden hat: Deutsche Historiker und Geographen gingen mit ihrem Wissen und Gedanken in die Verhandlungen und kamen mit der polnischen Sichtweise der Geschichte wieder heraus.
Wie gesagt: ein echter Gedanken-Austausch.
Fakt ist allerdings, dass die nicht vertriebenen Deutschen nach dem Ersten Weltkrieg massiv unter polnischen Repressionen zu leiden hatten. Dies gipfelte im »Bromberger Blutsonntag«.
Vom 3. bis 8. September 1939 kam es zu Pogromen gegen Volksdeutsche, bei denen – sogar nach heutiger Geschichtsschreibung – über 400 Angehörige der deutschen Minderheit getötet wurden.
Auch heute noch ist die kleine deutsche Minderheit in Polen Repressionen ausgesetzt.
Selbst der Deutschlandfunk kam nicht umhin, am 14.4.2022 zu melden: »Deutsche Minderheit in Polen unter Druck. Ein Verband der deutschen Minderheit in Polen hat in Brüssel eine Klage wegen Diskriminierung eingereicht. Hintergrund sind erhebliche Mittelkürzungen für den muttersprachlichen Deutschunterricht, was die Regierung als Strafe für die ihrer Ansicht nach schlechte Behandlung von Polen in Deutschland verstanden sehen will.«
Soweit die polnische Wahrnehmung von »Völkerverständigung«.
Richtig unverschämt und wieder einmal provozierend wurde es, als die polnische Regierung im November 2022 von Deutschland »Wiedergutmachung« in Höhe von 1,3 Billionen Euro forderte. Damit sollen die materiellen und immateriellen Schäden, die das Land durch den Zweiten Weltkrieg und die deutsche Besatzung erlitten habe, kompensiert werden.
Bereits 1953 verzichtete Polen in einer Erklärung und noch einmal 1990 im Zuge des Zwei-plus-Vier-Vertrages auf jegliche Reparationsforderungen gegen Deutschland.
In der Warschauer Rechnung bleibt auch völlig unberücksichtigt, dass Polen sich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fünftel des deutschen Reichsgebietes einverleibt hat.
Bereits nach dem ersten Weltkrieg bekam Polen durch den Versailler Vertrag deutsches Gebiet zugesprochen.
Würde eine deutsche Regierung nationale Interessen vertreten, würde sie eine Gegenrechnung aufmachen, die ein Vielfaches den Wert von 1,3 Billionen Euro überschreitet.
Polen hat es schon immer verstanden, sich als »Unschuld« darzustellen und Deutschland als den Aggressor zu brandmarken.
Nur wer die Geschichte unverfälscht und vollständig kennt, kann urteilen und eine echte Völkerverständigung erreichen.